Erklärung zur Absage des 12. „Hannöverschen Forum zum Tag der Menschenrechte“ mit Amnesty International

Das Haus der Religionen in Hannover hat eine Veranstaltung in Kooperation mit Amnesty International zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2024 abgesagt. Wir bedauern die sehr kurzfristige Absage der gemeinsamen Veranstaltung, bei der ein Amnesty-Mitglied einen Vortrag zum Thema Vergessene Kriege und Menschenrechte gehalten hätte.

Das Haus der Religionen begründet die Absage mit „Sorgen und Bestürzung bei unseren jüdischen Mitgliedern“, nachdem Amnesty International vor wenigen Tagen eine „Stellungnahme“ zum Krieg in Gaza abgegeben habe. Gemeint ist offensichtlich die internationale Veröffentlichung des Berichts mit dem Titel “‘You Feel Like You Are Subhuman’: Israel’s Genocide Against Palestinians in Gaza” vom 5. Dezember 2024. In der fast 300-seitigen Untersuchung kommt Amnesty International aufgrund der analysierten Belege zu dem Schluss, dass Israels Regierung, Armee und Behörden durch ihre Handlungen und Unterlassungen nach dem 7. Oktober 2023 einen Völkermord an den Palästinenser*innen im Gazastreifen begangen haben und weiterhin begehen. Diese völkerrechtliche Untersuchung fußt auf Vor-Ort-Recherchen und der Auswertung von Bildmaterial, Videos und Satellitenbildern der Handlungen der israelischen Regierung, Verwaltungs- und Sicherheitsbehörden im Gazastreifen sowie einer Analyse der öffentlichen Äußerungen maßgeblicher Entscheidungsträger*innen der israelischen Regierung und des israelischen Militärs im Zeitraum vom 7. Oktober 2023 bis Anfang Juli 2024.

Mehr Informationen zu dem Bericht finden Sie hier: https://www.amnesty.de/pressemitteilung/israel-gaza-genozid-voelkermord-palaestinenser-innen-amnesty-bericht

Der genannte Bericht sollte nicht explizit Thema der gemeinsamen Veranstaltung sein. Daher überraschte uns die Absage des  12. „Hannöverschen Forum zum Tag der Menschenrechte“ mit Amnesty International umso mehr.

Der Berichterstattung des epd ist zu entnehmen, dass der Präsident des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, in einem Brief an das Haus der Religionen, Amnesty International einen „antisemitischen Hintergrund“ vorwirft. Diesen Vorwurf weisen wir entschieden zurück. Antisemitismus steht im klaren Widerspruch zu den Menschenrechten und ist ein schwerwiegender Vorwurf.

Es ist unsere Aufgabe als Menschenrechtsorganisation, diskriminierendes staatliches Handeln zu kritisieren und Regierungen und Behörden, in die Verantwortung zu nehmen, diese Menschenrechtsverletzungen zu beenden. Amnesty wendet sich gegen Antisemitismus und Diskriminierung, Rassismus und vorurteilsmotivierte Straftaten (Hate Crimes) jeglicher Art, ob aufgrund von Religion, Staatsangehörigkeit, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder anderen geschützten Merkmalen.

Das Haus der Religionen hat angekündigt, eine „Ersatzveranstaltung im neuen Jahr“ zu organisieren. Gern stehen wir als Amnesty International für einen Dialog zur Verfügung und informieren über unsere Menschenrechtsarbeit zu Israel und dem Besetzten Palästinensischen Gebiet genauso wie zu Menschenrechtsverletzungen und Völkerrechtsverbrechen in weiteren Regionen und Ländern.

11. Dezember 2024